AN-GEDACHT

Große Ferien als große Pause – An-Gedacht im Juli 2021

 

Täglich gibt es bei uns an der Edith-Stein-Realschule eine große Pause. Von 9:30 bis 9:50 Uhr ruht der Unterricht in den Klassenräumen und unsere Schülerinnen gehen zum Ausruhen auf den Schulhof.

Die einen stehen in Grüppchen zusammen und erzählen sich die interessantesten Neuigkeiten. Andere sitzen gemeinsam auf einem Tisch und essen und trinken die leckersten Sachen. Wieder andere sitzen mit einem Buch in einem Eckchen und lesen. Und wieder andere legen sich auf eine Bank und machen die Augen zu. Zwei Schulstunden sollst du arbeiten und in der großen Pause ruhen.

Jedes Jahr gibt es große Ferien. Für sechs Wochen findet kein Unterricht im Schulhaus statt und unsere Schülerinnen erholen sich davon im Urlaub. Urlaub zu Hause, Urlaub bei Oma, Urlaub mit Familie, Urlaub an einem anderen Ort. Wie auch immer, Hauptsache frei. Ein Schuljahr sollst du arbeiten und in den großen Ferien ruhen.

Dieser Wechsel erinnert an die sechs Tage, die Gott zum Arbeiten vorgesehen hat, und an den einen Tag der Ruhe danach. Dieser Ruhetag gibt uns Freiheit für die Begegnung mit dem ganz Anderen, auch für die Begegnung mit Gott. Dieser Ruhetag macht deutlich, dass Arbeit nur das halbe Leben ist.

Jede große Pause, alle großen Ferien wollen nichts anderes ermöglichen als die Begegnung mit allem, das nicht Schule heißt. Keine Hausaufgaben, HÜ´s und Klassenarbeiten. Stattdessen Ausschlafen, Lesen, mit Zeit essen und trinken und sich ausgiebig mit Freundinnen und Freunden zum Erzählen treffen. So werden die großen Ferien zu einer großen Pause. Gott sei Dank.

(von Pfarrer Jens Dölschner)

 

„Erzähl‘ Gott nicht, wie groß Deine Probleme sind. Erzähle Deinen Problemen, wie groß Dein Gott ist." An-Gedacht im Juni 2021

 

Nach vielen Monaten Fern- und Wechselunterricht sind nun alle wieder zurück in der Schule.

Und trotzdem stellt sich – so schildern es mir nicht wenige Schülerinnen - der (Schul)Alltag,

wie wir in kannten, nur mühsam ein.

Stundenlanges Maskentragen, Selbsttests, Regeln, Formulare, dazu viele Informationen – analog und digital prasselt täglich eine Menge auf uns ein.

Klassenarbeiten, HÜs, Referate, Hausaufgaben, Besprechungen, Vorbereitungen, Korrekturen, Videokonferenzen, … - Eine Fülle von Aufgaben will bewältigt werden.

Und die Schule ist nur ein Teil unseres Lebens.

Auch unser Familienleben, das Zusammensein mit Freunden, unsere Freizeitaktivitäten, Hobbys, Verpflichtungen fordern uns täglich heraus.

Vielen wächst das über den Kopf.

Bleierne Schwere und Müdigkeit ist in unserer Schulgemeinschaft spürbar.

Die Sehnsucht nach Ruhe ist groß.

Was tun? – Lamentieren, Klagen und Selbstbemitleiden? –

Das kann entlasten, bringt aber auf lange Sicht keine Veränderung.

Unser Gott ist mit uns auf dem Weg. Ganz konkret im Alltag. Auch im Klein-Klein unserer täglichen Herausforderungen. Er reicht uns die Hand, bietet uns seine Unterstützung an. - Rechnen wir mit ihm?

„Erzähl‘ Gott nicht, wie groß Deine Probleme sind.

Erzähle Deinen Problemen, wie groß Dein Gott ist." 

(Von Daniela Oberhettinger;

„Erzähl‘ Gott nicht, wie groß Deine Probleme sind. Erzähle Deinen Problemen, wie groß Dein Gott ist" ist ein Sprichwort aus Afrika.

Bildquelle: pixabay.com/de/illustrations/frau-cartoon-weiblich-m%c3%a4dchen-3275328/

 

 

Himmlische Erlebnisse – An-Gedacht im Mai 2021

 

Am Donnerstag feiern wir Christi Himmelfahrt. 40 Tage nach seiner Auferstehung ist Christus auf Erden unterwegs gewesen. 40 Tage lang hat Christus seine niedergeschlagenen Freundinnen und Freunde getröstet. Am Ende dieser Zeit ist Christus in den Himmel zu seinem Vater zurückgekehrt. Am Ende dieser Zeit sorgt Christus nun vom Himmel aus für seine Freundinnen und Freunde. Auch heute sorgt Christus für uns. Er sorgt für uns, indem er den Himmel auf die Erde holt.

Zu seinen Lebzeiten hat Jesus dazu Gleichnisse erzählt. „Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der …“, so fangen zahlreiche seiner Gleichnisse an. Ein Mann sieht eine Perle, gibt alles her für sie und ist dann glücklich. Eine Frau verliert einen Silbergroschen, findet ihn nach kräftigem Suchen wieder und ist dann froh. In dieser Haltung und diesem Tun, in diesem Glück und dieser Freude kommt der Himmel auf Erden. Kommt Gott zu den Menschen, kommen die Menschen zu Gott.

Unsere Schülerinnen wissen solche Gleichnisse auch mitten in unserer Zeit zu erzählen. So beschrieb eine Schülerin aus der 6. Klasse, dass der Himmel für sie auf Erden kam, als sie in der vergangenen Woche einer Verwandten nach langer Corona – Pause bei der Geburtstagsfeier ihrer Mutter wieder begegnen durfte. Eine Schülerin aus der 9. Klasse erlebte ihr himmlisches Erlebnis so, als sie nach 2 ½ Jahren (!) eines medizinisch gebotenen Springverbotes dieser Tage das erste Mal wieder springen durfte. In der 10. Klasse erzählte eine Schülerin, dass Himmel und Erde sich für sie berührten, als sie am Sonntag bei der Konfirmation ihrer Schwester berührt in der Kirche saß. Und eine Schülerin in der MSS 11 berichtete, wie himmlisch es sich für sie anfühlte, als sie mit einer Freundin Anfang Mai die ersten Schwimmzüge in einem der Seen rund um Neulußheim tat. In diesen Gleichnissen unserer Schülerinnen werden Glück und Freude spürbar, kommt der Himmel auf die Erde.

(von Pfarrer Jens Dölschner)

 

 

Osterhoffnung - An-Gedacht im April 2021

 

Traurige Bilder erreichten mich in der Karwoche:

Die Kirche Hl. Kreuz in Ludwigshafen, in der meine Assistenzzeit begann, wurde abgerissen. Ein Bagger im ehemaligen Kirchenschiff, Schutt, Scherben, Trümmer: Ein erschütternder Anblick. Ein letzter Pfeiler überragt die Fragmente, daran befestigt ein Betonrelief des auferstandenen Christus. Auch diese Figur ist lädiert. Über die stilisierten Wundmale hinaus sind Brüche, Risse und Kratzer erkennbar.

Was für ein Bild! - Jesus, er ist da in den Trümmern.

Auch er ist gezeichnet - von Zerstörung, Gewalt und Sterben.

Aber der Tod hat nicht das letzte Wort.

Das Bild des auferstandenen Christus hoch oben unter freiem Himmel hinterlässt Eindruck.

Mir geht es nicht aus dem Kopf.

Christus überragt all das Chaos und Fragmentarische.

Er zieht die Blicke auf sich.

Seine Arme sind weit geöffnet.-

Lasse ich mich von ihm umarmen?

 

Der Ostersegen eines unbekannten Autors macht mir Mut:

 

Das Licht des Ostermorgens

wird auch Dein Dunkel erhellen.

 

Die Kraft, die Jesus auferstehen ließ,

wird auch in Deiner Schwachheit wirksam werden.

 

Die Hoffnung auf neues Leben

wird auch Deine Sorge in Zuversicht verwandeln.

 

Der Trost des Auferstandenen

wird auch Deinen Schmerz heilen.

 

Die Freude über das ewige Leben

wird auch Dir helfen, loszulassen und Frieden zu finden.

 

Die Erfahrung, dass Jesus lebt und immer da ist,

wird auch Deinen Weg zu einem guten Ziel führen.

 (Von Daniela Oberhettinger; Foto von Dieter Müller)

 

 

„Einmal rund um die Erde“ - An-Gedacht im März 2021

 

Wie fasziniert war ich als Kind vom Globus meines Vaters! Bei diesem Globus konnte man sogar eine Lampe einschalten, um zu erkennen, wie die Sonne nacheinander die verschiedenen Länder der Welt besucht und ihnen ihr Licht schickt. So wandert die Sonne vom Osten in den Westen. Ganz weit östlich von uns, dort, wo der neue Tag beginnt, liegt ein Land, das aus 83 kleinen Inseln mitten im Pazifik besteht – Vanuatu. Von Deutschland aus gesehen „am anderen Ende der Welt“. Eine große Gebetskette rund um die Erde geht in diesem Jahr von Vanuatu aus –  und die stelle ich mir so ähnlich vor wie das wandernde Licht am Globus.

Jedes Jahr am ersten Freitag im März ist „Weltgebetstag“. In jedem Jahr bereiten Frauen aus einem anderen Land in ökumenischen Gruppen einen Gottesdienst vor, der auf der ganzen Welt an diesem Freitag gefeiert wird. 2021 laden uns Frauen aus Vanuatu ein, mit ihnen in Gedanken, Gebet und Liedern verbunden zu sein, an ihren Sorgen und ihrer Hoffnung teilzuhaben.

„Worauf bauen wir?“ – so lautet das Motto in diesem Jahr. Der ein oder anderen fällt da vielleicht das Gleichnis ein, in dem Jesus von zwei Häusern erzählt. Eines steht auf dem Felsen, das andere ist auf Sand gebaut.

Vanuatu ist besonders stark vom Klimawandel betroffen und vom steigenden Meeresspiegel bedroht. Für die Menschen dort ist diese Frage überlebenswichtig.

„Worauf bauen wir?“ Seit unser gewohntes Leben durch ein kleines Virus durcheinandergewirbelt wird, ist diese Frage auch für uns immer wichtiger geworden. In den letzten beiden Monaten war unser fester Grund nicht mehr durch Weckerklingeln, Schulweg, Treffen mit den Freundinnen und „Präsenzunterricht“ geprägt. So müssen wir uns neu orientieren, neu überlegen, worauf wir bauen und vertrauen können. Die Frauen aus Vanuatu weisen in ihrem Gottesdienst auf Gott als den festen Grund und den Baumeister unseres Lebens hin. „In God we stand“ heißt es in Vanuatus Wappen.

In Deutschland wird am Ende der Gottesdienste zum Weltgebetstag immer das Lied „Der Tag ist um“ gesungen:

„Wie über Länder, über Meere, der Morgen ewig weiterzieht,

tönt stets ein Lied zu Deiner Ehre, Dein Lob, vor dem der Schatten flieht.“

Vielleicht habt ihr Vanuatu schon im Atlas oder auf dem Globus entdeckt? Am 5. März wandert die Gebetskette einmal rund um die Erde und verbindet uns miteinander und mit den Menschen „am anderen Ende der Welt“ – faszinierend!!

P.S. Informationen zum Weltgebetstag und zu Vanuatu findet ihr unter: www.weltgebetstag.de

(Anne Dölschner)

 

Gänseblümchen – An-Gedacht im Februar 2021

 

Hast du schon einmal die Blütenblätter eines Gänseblümchens gezählt? Also wirklich gezählt und nicht nur „er liebt mich, er liebt mich nicht“ dabei gemurmelt. Dann hast du festgestellt, dass dabei entweder 34, 55 oder 89 Blütenblätter herauskommen. Nicht mehr und nicht weniger.

Diese drei Zahlen gehören zu der Folge der Zahlen 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89 usw.. Diese Zahlen verbinden, dass sie sich jeweils durch die Addition der beiden unmittelbar voranstehenden Zahlen ergeben. Verblüffend, was so ein Gänseblümchen erzählt. Erstaunlich, dass sich diese Zahlen auch in anderen Bereichen der Natur finden lassen wie bei den Schuppen der Ananas, der Spirale einer Muschel und der Nachkommen-Anzahl von Kaninchen. Der britische Physiker James Jeans meinte daher einmal: „Das Universum scheint von einem Vollblut-Mathematiker entworfen zu sein.“

Nicht nur das Universum unterliegt einer besonderen Zahlenordnung, sondern auch die Feste im Kirchenjahr. 40 Tage beträgt die Zeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag. Und nochmals 40 Tage die Zeit von Ostern bis Himmelfahrt. Die 40 ergibt sich aus 4 mal 10. Die 4 steht für die Zahl der irdischen Begrenzung z.B. in Form der vier Himmelsrichtungen („Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie…“). Die 10 symbolisiert die göttliche Vollkommenheit, wie sie z.B. in den 10 Geboten zum Ausdruck kommt. So lässt sich die 40 tägige Fastenzeit wie auch die sich anschließende 40 tägige Osterfestzeit als Zeit der Annäherung des Menschen zu Gott begreifen. Das Buch der Weisheit meint daher zu der Ordnung der Zahlen: „Du hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet.“

In den kommenden 40 Tagen, in dieser Zeit der Annäherung von uns Menschen zu Gott, sind wir eingeladen, über unsere irdische Begrenztheit im Gegenüber der göttlichen Vollkommenheit nachzudenken und unseren „Spielraum“ – auch im Angesicht der Corona - Beschränkungen – zu entdecken. In dieser Zeit sind wir ebenso eingeladen, eines der zartwachsenden Gänseblümchen in die Hand zu nehmen, die Blätter zu zählen und dabei zu sagen: „Gott liebt mich, Gott liebt mich nicht …“ Bis wir beim 89. Blatt ankommen und dabei sagen: „Gott liebt mich“.

(von Pfarrer Jens Dölschner)

(Bildquelle: pixabay.com)

 

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“- An-Gedacht im Januar 2021

 

Die Schulen sind geschlossen. Zum zweiten Mal in dieser Zeit der Pandemie. Für die Schulgemeinschaft ist nun das Lernen und Lehren zu Hause angesagt. Viele Stunden sitzen Schülerinnen und Lehrer.innen am Computer. Neu an der ESR ist die Möglichkeit, per Videokonferenz zusammenzukommen. Einmal pro Woche lade ich meine Lerngruppen im Fach Religion zu einem digitalen Treffen ein. –

Es macht einen Unterschied: Wir hören voneinander, tauschen uns aus, kommen ins Gespräch.

Viele Schülerinnen schalten bei diesen Treffen ihre Kamera nicht ein – aus den verschiedensten Gründen.

Vielleicht möchten manche die CO2-Emissionen reduzieren und damit die Umwelt schützen. – Immerhin verursacht eine Stunde Videokonferenz rund 160 Gramm CO2. Wer beim Videocall die Kamera ausschaltet, kann seinen ökologischen Fußabdruck um einiges verkleinern.

Die digitalen Treffen bleiben allerdings trotz allem seltsam anonym, wenn man die anderen Teilnehmer.innen nicht sehen kann.

Nicht selten werden lediglich Bilder von Tieren, Landschaften, Comicfiguren oder einfach nur Initialen eingeblendet.

Mir wird jedes Mal bewusst, wie wichtig Körpersprache, Mimik und Gestik doch sind.

Sehen und Gesehen Werden spielen eine große Rolle in der Kommunikation;

echte Begegnung wird möglich, wenn auch ich bereit bin, mich zu zeigen.

Bei der Videobesprechung sende ich damit auch das deutliche Signal, dass ich bei der Sache bin, ganz da.

Für den Apostel Paulus ist die Begegnung von Angesicht zu Angesicht ein Merkmal der vollendeten Gemeinschaft mit Gott und untereinander, die alle Trennung überwindet:

„Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin“ (1 Kor 13,12).

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, schreibt der jüdische Philosoph Martin Buber.-

Ich hoffe sehr, dass wir uns bald wieder analog begegnen können, face to face.

So kann Gemeinschaft entstehen und wachsen.

(Von Daniela Oberhettinger; Bildquelle: pixabay.com)

 

4 Kerzen, 2 Engel und 1 Mal #hope – An-Gedacht im Dezember 2020

 

Vier hell strahlende Kerzen haben uns auf dem Weg durch den Advent zum Weihnachtsfest geleitet. „Wir sagen euch an, den lieben Advent“, davon kündeten Woche für Woche der große Adventskranz in unserem Treppenhaus und die vielen Adventskränze in den Klassenzimmern mit ihrer wachsenden Lichterzahl.

Die zwei strahlend lachenden Engel stehen stellvertretend für die Hunderte von Engeln, die viele fleißige Hände von Schülerinnen der 5. bis zur 13. Klasse im ESG bastelten. Mit Hilfe von Gesangbuchseiten, einer Holzkugel und einem Drahtstück wurden sie geformt. Im Laufe der letzten Schulwoche bekam jede Schülerin einen solchen Engel im Rahmen des Klassengottesdienstes „Engel haben Himmelslieder“ überreicht.

Ein Mal #hope wurde in den frühen Morgenstunden des letzten Schultages im Schulhof der ESR hell auf eine Leinwand projiziert. Dieses Bild stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes vor den Weihnachtsferien. Unter freiem Himmel feierten wir diesen Gottesdienst mit all den Schülerinnen, die in der Schule waren, und all denjenigen, die von zu Hause aus per Videokonferenz dabei sein konnten. „Feliz navidad“ so klang es mal gesungen, mal gesummt am Ende dieser Morgenstunde weit über den Schulhof hinaus.

Vier Kerzen, zwei Engel und ein Mal #hope, alle drei Symbole und Ereignisse erzählen von den leuchtenden Lichtspuren der Adventszeit an unseren Schulen. Jede Kerze, jeder Engel, jedes #hope lud dazu ein, von der Lichtspur Gottes unter uns berührt zu werden. Und wenn Schülerinnen der 5. Klassen mit glänzenden Augen den großen Adventskranz betrachteten, Schülerinnen der 8. Klassen mit einem Strahlen den Engeln Gesichter aufmalten oder Schülerinnen der 10. Klassen mit einem Leuchten das Bild #hope ansahen, dann scheinen sie von diesen leuchtenden Lichtspuren, ja von der Lichtspur Gottes angerührt worden sein. Wie schön oder anders ausgedrückt: Feliz navidad.

(von Pfarrer Jens Dölschner)

 

St. Martin bei uns im Schulhaus - An-Gedacht im November 2020

 

Normalerweise geht es bei uns am 11.11. im Dorf rund. Nicht der beginnende Karneval bringt uns Dörfler auf Trab, sondern der Martinsumzug der Kindertagesstätte.

Der Posaunenchor geht voran, die Kinder mit Eltern und Erziehern traben hinterher. Dann und wann stoppen sie, um die Geschichte des Heiligen Martin in verschiedenen Szenen zu sehen und um die Martinslieder mit Inbrunst zu schmettern. Die Augen werden groß, wenn die Kinder darauf schauen, wie der heilige Mann das lange Schwert nimmt und seinen Mantel mit einem Schnitt teilt, um dem frierenden Bettler am Straßenrand die Hälfte davon zu reichen. Ende gut, alles gut. Normalerweise.

Nicht ganz normal geht es bei uns am 11.11. im Schulhaus rund. Nicht Karneval lässt uns aufspringen, sondern das Lüften. Alle zwanzig Minuten steht jemand auf, öffnet die Fenster für drei, vier Minuten und lässt frische Novemberluft in den Unterrichtsraum hinein.

Klar, so könnte jemand jetzt sagen und sich wissend abwenden, wo hier der frierende Bettler sitzt. Nicht irgendwo am Straßenrand, sondern mitten im Schulhaus als zunehmend vergletschernde Schülerin.

Diesen jemand lade ich ein, sich noch einmal zurückzuwenden. Denn nun eilen St. Martin und seine Nachahmerinnen mit Decken zur Hilfe. Mal sind es einfarbige Fleece-, mal vielfarbige Baumwoll- oder auch dezente Wolldecken, die sie unter dem Arm mit in das Schulhaus bringen. Und wenn dann eine Mitschülerin friert, dann wird die Decke einfach geteilt. Nicht ganz normal? Total normal! St. Martin bei uns im Schulhaus.

(von Pfr. Jens Dölschner)

An der Hand Gottes leben - An-Gedacht im Oktober 2020

 

Edith Stein und ich feiern beide unsere Geburtstage in der ersten Oktoberhälfte.

An meinem Festtag durfte ich mich über viele Glück- und Segenswünsche freuen.
Zwei Gratulantinnen haben mir geschrieben: "Bleib, wie Du bist!"

Zunächst habe ich mich sehr über diesen Satz gefreut.
Offensichtlich mögen mich die beiden und finden mich sympathisch. Das tut gut.
Aber dieses Kompliment hat mich beschäftigt. -
Will ich wirklich so bleiben, wie ich bin?
Ich kenne meine Unzulänglichkeiten, Schwächen und Fehler. Und ich wäre froh, wenn ich in mancher Hinsicht so ganz anders wäre. Ich sehe viele Baustellen ...

Ein kurzer Text fiel mir in diesen Tagen (zufällig?) in die Hand; ein Satz Edith Steins: "Es ist im Grunde immer eine kleine einfache Wahrheit, die ich zu sagen habe: Wie man es anfangen kann, an der Hand des Herrn zu leben."

Eine Heilige kommentiert meine Gedanken. - Edith Stein, eine Frau, die ihr Leben lang auf der Suche war. Sie studierte intensiv, übersetzte und diskutierte, sie fragte nach. Mehrfach wechselte sie Studienorte und Wohnsitze. Sie war erstaunlich flexibel und mobil. Edith Stein verharrte jedoch nicht im Theoretisieren und Nachdenken. Sie wollte nicht so bleiben, wie sie war. Sie traf tiefgreifende Entscheidungen und zog Konsequenzen für ihr alltägliches Leben. Nach vielen Fragen fand sie die Antwort im christlichen Glauben. Wie ein Kind legte sie ihre Hand in die Hand Gottes. Mit ihm ging sie ihren Weg, voll Vertrauen und Zuversicht.

Gott reicht auch mir seine Hand.

(Daniela Oberhettinger; Bildquelle: Pixabay.com)

 

Mai im September - An-Gedacht im September 2020

 

Gestern war noch einmal Mai. Die Patenkinder von meiner Frau und mir feierten mit ihren beiden Geschwistern Konfirmation. Eigentlich sollte der Gottesdienst im Mai gefeiert werden. Nun wurde September daraus. Eigentlich sollten alle Konfirmanden der Gemeinde in einem Gottesdienst gesegnet werden. Nun standen die Vier alleine vor Kanzel und Altar. Eigentlich sollte es ein großes Fest mit Familie, Verwandten und Freunden werden. Nun war es ein kleines Fest der Kernfamilie und der Paten.

Es war schön zu sehen, wie unsere Vier trotz der Änderungen den Gottesdienst mit ihren musikalischen Beiträgen, ihren Gedanken und kreativen Ideen bereicherten. Es war berührend, wie sie ihr Ja zu Gott sprachen und sich unter den Segen Gottes stellten. Es war beglückend zur hören, wie ihre biblischen Konfirmationssprüche ihnen Mut für ihr Leben machen. „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir“, spricht Gott (aus Jes 43), war z.B. ein Spruch, den sie sich gewählt hatten. Es war schön wahrzunehmen, dass die Vier so voller Lebensfreude strahlten.

Diese Lebensfreude und dieser Mut unserer Patenkinder und ihrer Geschwister haben uns gestern angesteckt und gestärkt für die Herbststürme, die nun mit oder ohne Corona kommen werden. Manch eine Schülerin feiert in diesen Wochen mit ihre Familie Konfirmation oder Firmung. Die Kraft des Wonnemonats Mai wird so mitten im September spürbar.

(von Pfr. Jens Dölschner)