Genesis der Edith-Stein-Realschule

"Tradition ist nicht das Hüten von Asche, sondern das Weitergeben von Feuer."

Die Edith-Stein-Realschule ist eine staatlich anerkannte Mädchen-Realschule. Bis zum 31. Juli 2010 war sie in der Trägerschaft der Kongregation der Dominikanerinnen von St. Magdalena in Speyer und seit 1. August 2010 ist sie in der Trägerschaft der Gemeinnützigen St. Dominikus Schulen GmbH  

Die Schule trägt den Namen der jüdischen, 1922 zum Christentum konvertierten Philosophin und Karmelitin Edith Stein, die 1998 heiliggesprochen wurde. Edith Stein unterrichtete von 1922 bis 1931 an den Schulen von St. Magdalena. Die bedeutende Philosophin, Pädagogin und Ordensfrau fand 1942 im Vernichtungslager Auschwitz den Tod. 

Als katholische Schule in freier Trägerschaft entspricht die Edith-Stein-Realschule einerseits in ihren Bildungs- und Erziehungszielen den öffentlichen Realschulen, andererseits stellt sie darüber hinaus ein Angebot für Eltern, Schülerinnen und Lehrer/innen dar, eine im katholischen Glauben wurzelnde und am christlichen Welt- und Menschenbild orientierte Bildung und Erziehung mitzugestalten. 

In diesem Sinne möchte sie den Schülerinnen helfen, ein Leben in Verantwortung vor Gott und gegenüber den Mitmenschen zu führen, ihre menschlichen Anlagen und Fähigkeiten zu entfalten und sie im Dienst an den Menschen, an der Welt und in der Kirche einzusetzen.

Die Edith-Stein-Realschule liegt in der Nähe der Stadthalle. 

Die Geschichte der Klosterschulen

Das Kloster St. Magdalena in der Nähe des Domes besteht seit dem Jahre 1228.
Bereits im 14. Jahrhundert vertrauten Speyerer Bürger den Schwestern in der Vorstadt Hasenpfuhl ihre Kinder zur Erziehung an, und diese bereiteten die jungen Menschen vor für ein christliches Leben in der Welt.
In der Klosterchronik lesen wir:

"Die Ordensfrauen haben im Geistlichen und Zeitlichen mit gutem Gedeihen zugenommen ... und ein gutes Lob vor Gott und der Welt. Derobhalben ein jeder hohen und niederen Standes ihnen wohl zugetan ... und bewegt worden, ihre lieben Kinder ins Kloster, Zucht, Tugend und andere ehrliche Arbeit zu lernen, zu bestellen." " ... dass jedermann sie (die Schwestern) geliebt und (dass sie) in große Ästimation und Wert kommen. Auch haben Angehörige von Adel und Voradel wie auch die Bürger wegen des vorbildlichen Lebens der Schwestern ihre Kinder zur Unterweisung ins Kloster getan, deren danach viele den Orden angenommen ..."

1689 liegt das Kloster nach einem Brand in Speyer in Schutt und Asche.
In der Zeit von 1792 bis 1795 müssen die Schwestern viermal das Kloster verlassen. Erst 1797 kehren sie nach Speyer zurück. 1802 werden die Schwestern gezwungen, ihre Ordenskleidung abzulegen, das Kloster wird als Staatseigentum erklärt, die Schwestern werden ausgewiesen und müssen emigrieren, das Klostergebäude wird versteigert.
1807 kann das Kloster zurückgekauft und den Schwestern überlassen werden. 
Den Auftrag für die Errichtung einer Schule bekamen die Schwestern durch König Ludwig I von Bayern.
Mit einer Schwester und zwei weltlichen Lehrerinnen wurde im Februar 1829 die erste katholische Mädchenschule eröffnet mit 200 Schülerinnen, die auf 3 Klassen verteilt wurden.
Die Schule entfaltet sich gut, allerdings macht der Stadtrat von Speyer erhebliche Schwierigkeiten. Er weigert sich, Lehrmittel zur Verfügung zu stellen, fordert ein halbes Jahr nach Schulbeginn die Schulbänke zurück, teilt in den Wintermonaten 1829/30 nur für einen Schulsaal Heizmaterial zu, zahlt an drei Lehrerinnen nur das Gehalt für eine Lehrperson und stellt für das Schuljahr 1831 diese Zahlung schließlich ein und kommt für den Unterhalt der Schulgebäude nicht auf.
Die Quertreibereien des Stadtrates können nicht hindern, dass die Klosterschule einen guten Ruf hat und aus den staatlichen Visitationen als beste des Rheinkreises hervorgeht.

1832 läßt Vincentia Simbsler, die damalige Priorin, aus eigenen Mitteln ein kleines Schulhaus mit vier Lehrsälen erbauen, das bis 2010 noch als Schulhaus diente. 1834 sterben unerwartet die beiden weltlichen Lehrerinnen. Aus dem Augsburger Dominikanerinnenkonvent St. Ursula melden sich zwei junge Lehrerinnen nach Speyer, wo 300 Schülerinnen auf sie warten. 1838 kommen noch einmal zwei Lehrerinnen aus Augsburg, 1839 noch einmal 4 Lehrerinnen. 

Im Herbst 1838 eröffnet die Priorin Mathilde Königsberger eine Höhere Töchterschule und ein Internat. Im Fächerkanon ist unter anderem Französisch mit vier Wochenstunden vertreten. Die Schule beginnt mit 25 Schülerinnen. 1841 entsteht die Lehrerinnenbildungsanstalt, zunächst zur Ausbildung klösterlicher Lehrerinnen. 1853 ist die Zahl der Klosterschülerinnen in der Volksschule auf 365 gestiegen, die Errichtung einer 5. Klasse ist dringend geboten. Im Verlauf der nächsten 25 Jahre steigt die Anzahl der Klassen auf 8, die Schülerinnen auf rund 570. Schließlich wird 1881 ein Schulneubau erstellt. Nach dem Ersten Weltkrieg hat das Kloster folgende Schulen: 

  • die Mädchenvolksschule mit 19 Klassen 
  • die 6-klassige Höhere Mädchenschule mit Internat 
  • die 5-klassige staatlich anerkannte Pfälzische Lehrerinnenbildungsanstalt 
  • eine Frauenarbeitsschule 
  • eine 2-klassige Handelsschule 

1919 übernimmt das Kloster das Marienheim, ab 1923 übernehmen die Schwestern die Mädchenrealschule (Luiseninstitut) in Mannheim, die einzige katholische Schule in dieser Stadt. 

1927 eröffnet das Kloster ein Lyzeum und ein Gymnasium in Ludwigshafen (heute Geschwister-Scholl-Gymnasium) und eine Haushaltungsschule in Gemünd/Eifel.
1937/38 erfolgt die Schließung aller Schulen des Klosters durch die Machthaber des Dritten Reiches.
Am 6. April 1937 muss das Kloster unter Androhung von Zwangsmaßnahmen sein Volksschulhaus der Stadt zur Verfügung stellen. Der Name "Klosterschule" fällt und wird durch die Bezeichnung "Rheinschule" ersetzt.
Die Schwestern suchen nach einem neuen Aufgabengebiet. Bischöfe aus Brasilien und Peru bitten das Kloster um Schwestern für ihre Missionsarbeit. Im Spätjahr 1937 erfolgt die erste Aussendung in den brasilianischen Norden, 1938 reisen die ersten Schwestern nach Peru.
Insgesamt verlassen zwischen 1937 - 1939 mehr als 30 junge Schwestern Speyer, um in Südamerika Schulen aufzubauen. Dort wirken die Schwestern noch heute.

Nach dem Zusammenbruch 1945 erhalten im Herbst die Schwestern die Genehmigung zur Eröffnung eines Lyzeums. Sie werden auch aufgefordert, wieder die katholische Mädchenvolksschule der Stadt Speyer zu leiten.

In den späteren Jahren werden folgende Schulen eröffnet: (Zum Teil mussten allerdings einige wieder geschlossen werden.)

  • 1945 Mädchenvolksschule bis 1970
  • 1945 Oberschule (ab 1949 Neusprachliches Mädchengymnasium, heutiges Edith-Stein-Gymnasium)
  • 1945 Wiederaufnahme der Handarbeitsschule im Marienheim (bis 1954)
  • 1945 Wiederaufnahme der Haushaltungsschule im Marienheim (bis 1962)
  • 1948 Frauenarbeitsschule (bis 1972)
  • 1948 Hauswirtschaftliche Berufsschule im Marienheim (bis 1955)
  • 1949 dreiklassige Mittelschule (bis 1971)
  • 1949 Berufsfachschule für Damenschneiderinnen (bis 1972)
  • 1954 Frauenoberschule (bis 1965)
  • 1955 Höhere Frauenfachschule im Marienheim (bis 1972)
  • 1957 Grundsteinlegung der Edith-Stein-Schule
  • 1961 Realschule, heutige Edith-Stein-Realschule 
  • 1962 Einjährige Berufsfachschule im Marienheim (bis 1970)
  • 1965 Sozialkundliches Gymnasium (bis 1971)
  • 1970 hauswirtschaftlich-sozialpflegerische Berufsgrundschule für Lernbehinderte (bis 1989)
  • 1970 Berufsgrundschule im Marienheim (bis 1987)
  • 1970 Zweijährige hauswirtschaftlich-sozialpflegerische Berufsfachschule (bis 1996)
  • 1971 Fachschule für Sozialwesen / Bildungsgang Erzieher (bis 2004)

1. August 2010
Die Kongregation der Dominikanerinnen von St. Magdalena übergibt die Trägerschaft der Edith-Stein-Schulen (Gymnasium und Realschule) an die Gemeinnützige St. Dominikus Schulen GmbH. Die Schulgemeinschaft der Edith-Stein-Realschule steht der Schwesterngemeinschaft von St. Magdalena gegenüber in tiefer Dankbarkeit für ihr über 750 Jahre ausdauerndes, segensreiches Wirken und damit verbundene - nicht nur proklamierte, sondern wirklich gelebte - Engagement für den Menschen. Wir stehen in der Tradition der Schwestern von St. Magdalena - und wissen uns in ihr geborgen. Wir werden auch in diesem Sinne uns auf den weiteren Weg machen.